AUSPACKEN IM GEORG KOLBE MUSEUM SAMSTAG, 11. APRIL 2020 Die
Kunstexpertin ist so beschäftigt, dass der Berlinologe mal wieder
einspringen und für den Tagesspiegel über Bildende Kunst schreiben
muss. Was nicht so schwer fällt, weil wir beide oft im Georg Kolbe
Museum waren und dort auch schon mal einen Abend zu den 1920er-Jahren
in Berlin bestritten haben. Diesmal geht es um 108 Umzugskisten aus
Kanada, die im Museum eingetroffen sind und einen großen Teil des
Nachlasses des Bildhauers Georg Kolbe enthalten. Der Text ist hier nachzulesen.
SCHLANGESTEHEN AM BUCHLOKAL DONNERSTAG, 9. APRIL 2020 Wann
hat es das zuletzt gegeben? Eine Warteschlange am hellichten Nachmittag
vor einer kleinen Pankower Buchhandlung, dem "Buchlokal" in der
Ossietzkystraße. Das freut uns, auch wenn es wahrscheinlich vor allem
den Hygieneauflagen und Abstandsregeln in Corona-Zeiten geschuldet ist.
Der Schriftsteller Jens Sparschuh wohnt übrigens in der Nähe des
"Buchlokals" und ist Stammkunde, seit er versucht hat, dort ein
Exemplar von "Kästners Berlin" zu ergattern. Zeitweise war das Buch
vergriffen, die Buchhändlerin hat dann den Verlag angerufen und dort
konnte der Autor persönlich ein letztes Exemplar abholen. 2018 hat
Sparschuh darüber im "Börsenblatt" geschrieben. Merke: Bücher stiften
Verbindungen, auch auf die Distanz.
NEW LOOK MONTAG, 6. APRIL 2020 Auch
unser Familienbetrieb ist am Wochenende in die Maskenproduktion
eingestiegen. Nicht aus Angst, sondern weil es langsam zu einer Frage
der Höflichkeit gegenüber den Mitmenschen wird, in bestimmten
Situationen so ein Ding parat zu haben. Man signalisiert damit: Ich tue
gern alles, um meine furchtsamen Mitmenschen in Situationen, wo man
sich leicht zu nahe kommt, vor meinen Tröpfchen zu schützen.
Gleichzeitig ist es keine schöne Vorstellung, im Supermarkt eine
OP-Saal-Atmosphäre zu verbreiten. Wir haben uns daher für ein
farbenfrohes Design entschieden: Upycling eines ausgemusterten
Kopfkissenbezugs aus feinem, fest gewebtem Baumwollstoff.
Foto: DBSV
TASTBÜCHER FÜR KINDER DIENSTAG, 31. MÄRZ 2020 Aus Anlass des Internationalen Kinderbuchtages erreicht uns
folgende - berührende - Pressemitteilung des Deutschen Blinden- und
Sehbehindertenverbandes e.V. (DBSV) in der es um die Berührung mit
Büchern in Corona-Zeiten geht: „Mama,
mir ist langweilig!“ Was lesen Kinder mit Seheinschränkungen, die wegen
der Corona-Pandemie das Haus nicht verlassen dürfen? Leider müssen sie
froh sein, wenn sie überhaupt ein Buch in die Finger bekommen, denn es
gibt kaum geeignete Lektüre für die circa 10.000 blinden und
sehbehinderten Vorschulkinder in Deutschland. Gerade in Corona-Zeiten,
in denen Eltern nach Beschäftigung für den Nachwuchs suchen, wird die
Büchernot für blinde und sehbehinderte Kinder besonders deutlich. „Kinder,
die wenig oder gar nichts sehen, möchten die Welt mit ihren
Fingerspitzen entdecken“, erläutert der Geschäftsführer des Deutschen
Blinden- und Sehbehindertenverbandes, Andreas Bethke.
„Bedauerlicherweise gibt es für sie aber kaum geeignete Tastbücher.
Dadurch verpassen sie nicht nur das ganze Universum der wunderbaren
Bilderbuch-Geschichten, sondern leider auch den frühen Einstieg in das
Lesen.“ Der DBSV entwickelt deshalb zusammen mit Kindern, Eltern und
Fachleuten spezielle Bücher, deren Geschichten nicht nur berührend,
sondern auch zum Berühren sind. Die Bilder sind aus möglichst
originalgetreuen Materialien zusammengesetzt, für den Text werden
Großdruck und Blindenschrift verwendet. Seit
dem Jahr 2013 hat der Verband sieben dieser Tastbücher in Kleinauflagen
zwischen 100 und 200 Exemplaren herausgebracht – und deckt damit nicht
annähernd den Bedarf. Der DBSV macht deshalb mit seiner Spendenaktion
auf die Büchernot für blinde und sehbehinderte Kinder in Deutschland
aufmerksam. Wer spenden möchte, findet alle nötigen Informationen unter: www.tastbuecher.de
VON WEGEN KURZARBEIT MONTAG, 30. MÄRZ 2020 Gut
wäre es ja, das nächste Buch schon halbwegs fertig geschrieben zu
haben, wenn es einen selbst oder die Familie erwischt. Täglicher
Gedanke eines Autors in den Zeiten von Coved-19. Es hat gar keinen
Sinn, täglich Kommentare zur Lage zu schreiben, die Zeitungen und das
Netz sind voll davon und das meiste ist schon am nächsten Tag überholt.
Oder es wiederholt sich, wie die Nachrichten über gefährdete
Existenzen, Schwierigkeiten bei der Versorgung der Kranken und
Schwachen und die Hilflosigkeit weniger privilegierter Länder
angesichts der Infektionswelle.
Vor zwei Wochen habe ich noch geglaubt, nun wäre ja wohl reichlich
Zeit, etwas mehr Ordnung ins Arbeitszimmer zu bringen. Eine Illusion!
Ein fast fertiges Buchmanuskript ist eine Gewebe mit hundert losen und
lockeren Fäden, die nachjustiert werden wollen, das heißt:
Nachrecherchieren, Umschreiben, Neuschreiben, Korrespondieren...
Anstrengend, da den Überblick zu behalten (aber natürlich ist das ein
absolutes Luxusproblem!) Dabei
die ständige Ablenkung durch schlechte Nachrichten von Überallher, die
einem auf den Magen schlagen. Zwischendurch der Austausch mit Frau und
Tochter: Was kochen wir heute, was muss geputzt werden,
kommst Du mit Deiner Arbeit und überhaupt klar? Ein Freund hat ein
neues Theaterstück geschrieben, ich soll mal drüberschauen. Ein anderer
lebt alleine, wir gehen jetzt regelmäßig mit Sicherheitsabstand
spazieren, reden über mögliche Projekte. Den rufe ich jetzt gleich an,
das Chaos auf dem Schreibtisch kann warten.
TOLLE TAUSCHBOX DONNERSTAG, 26. MÄRZ 2020 Eine
private Büchertauschbox in der Waldstraße in Niederschönhausen, bei uns
um die Ecke. Es gibt sie schon länger und ich habe ihr wetterfestes
Handwerker-Design schon immer bewundert, wenn ich vorbeikam. Gestern
fiel mir beim Morgenspaziergang der rote Zettel auf, der Passanten
auffordert, die Box für Bücherspenden zu nutzen. Heute klebte ein
weißer Zettel auf dem Plexiglas: in ungelenker Orthografie bietet
jemand Nachbarschaftshilfe in Corona-Zeiten an. Ich habe zwei Bücher
hinterlassen, keinen Schrott, sondern ein hübsches Kinderbuch und einen
Roman, den ich in meinem Leben bestimmt nicht mehr lesen werde, trotz
der enthusiastischen Pressestimmen auf dem Cover - das Genre passt
einfach nicht und es gibt einfach zu viele ungelesene Bücher im Haus,
die mich interessieren.
WO KAUFE ICH BÜCHER? MITTWOCH, 25.
MÄRZ 2020 Als Onlinebuchhändler ist Amazon groß geworden. Jetzt meldet einer unserer Verlage (vbb):
"Online-Riesen wie Amazon kaufen derzeit keine Bücher ein. Es heißt
dort: ,Wir haben vorübergehend die Bestellung für Produkte ausgesetzt,
bei denen es sich nicht um Haushaltswaren, Sanitätsartikel oder andere
Produkte mit hoher Nachfrage handelt.‘ Laut unserer Auslieferung Prolit
sind die Buchbestellungen von Amazon seit letztem Montag auf null
gesunken."
Buchhandlungen haben keine Lieferschwierigkeiten, man kann die Bücher
auch per Mail oder Telefon liefern lassen, selbst wenn sie (wie die
Buchhandlung Chaiselongue
an der Ecke, siehe Fotos) wegen ausbleibender Laufkundschaft
geschlossen sind. Die Buchhandlungen sind vielfach die einzigen
Kultureinrichtungen ins Stadtteilen und Regionen, in denen es keine
Theater, Kinos, Veranstaltungssäle gibt - auch sie verdienen
Unterstützung, um diese schwierige Zeit zu überleben.
PS: Ab 28. März hat die Chaiselongue wieder täglich geöffnet.
WIEDERGEFUNDEN: DIE
MASKE DIENSTAG, 24.
MÄRZ 2020 Das Foto mit der
Schutzmaske ist nicht aktuell, sondern etwa acht Jahre alt, damals
betrat ich im Auftrag eines Berliner Unternehmens ein sogenanntes
Aktengrab, einen Keller mit Altakten. Es habe da Wassereinbrüche und
Schimmel gegeben, wurde ich gewarnt, ich sollte den Keller lieber mit
Schutzmaske betreten. Vieles, was ich dort gefunden habe, ist
inzwischen publiziert, einige Dokumente waren sogar in einer
Ausstellung der Akademie der Künste zu sehen. Das Aktengrab ist
mittlerweile aufgelöst, aber die Schutzmaske gibt es noch. Gestern habe
ich sie aus unserem privaten Abstellkeller ausgekramt und heute früh
zum ersten Mal zum Einkaufen mitgenommen - man weiß ja nie, vielleicht
wird man bald schon nicht mehr in die Supermärkte reingelassen ohne
sowas. Es war aber ganz lässig. Nur ein gemütlicher, bis zur Glatze
tätowierter Türsteher beobachtete die eintretenden Kunden und behielt
die Kasse im Auge. Die Kassierin trug Einweghandschuhe (wo kriegt man
die jetzt?) und einen grünen Mundschutz, als wäre das Kassenband ein
Operationstisch. Ihre Augen wirkten noch übermäßiger geschminkt sonst.
SPAZIEREN
MIT KONTAKTVERBOT MONTAG, 23. MÄRZ
2020 So
starten wir in die neue Woche: Zum Glück (noch) nicht mit einer totalen
Ausgangssperre, sondern einem Kontaktverbot, das allerdings Kuscheln
und Spazierengehen mit Familienmitgliedern aus dem eigenen Haushalt
erlaubt. Wer in der Single-Hauptstadt alleine lebt, ist jetzt wirklich
arm dran. Draußen ist es schweinekalt, aber himmlisch sonnig: Kurz nach
Sonnenaufgang war im Schlosspark Schönhausen kaum ein Mensch, die
Spechte hämmerten und die Eichhörnchen hüpften und kletterten in den
kahlen Platanen. Auf den Gehwegplatten überall Kreidespuren vom
Wochenende, Kinderzeichnungen, Felder für Hüpfspiele und Ermutigungen:
"We are waves form the same sea". Durchatmen. Es gibt nicht nur Corona
und Folgen. Und los.
PS: Die Friedhöfe sind schon geschlossen, unglaublich. Leute, benehmt
Euch rücksichtsvoll und wahret die Corona-Etikette, damit Parks und
Straßen begehbar bleiben!
SEUCHENBEKÄMPFUNG Vor
gut 300 Jahren wurde Preußen von der Pest heimgesucht, die Ärzte und
Behörden waren hilflos. In Berlin entstand damals ein Pesthaus, um die
Kranken von den Gesunden zu isolieren - die Charité. Die
historische Reportage erschien vor zehn Jahren und ist plötzlich wieder
hochaktuell - und hier nachzulesen.
VIDEOS
ZWANZIGER
JAHRE AUF ARTE Im vergangenen Jahr hat Michael Bienert als Experte für das
Berlin der
Weimarer Republik mit der französischen Journalistin Lisa Kroh gedreht
- in der Ackerstraße, der Reichsforschungssiedlung Haselhorst und im
Haus des Rundfunks -, inzwischen ist ihr ARTE-Reisefeuilleton gesendet
worden und noch bis 30. April online: Zur Mediathek (Minute 18 bis 31 der Sendung STADT
LAND KUNST).
DÖBLINS
BERLIN AUF ARTE Das
Foto zeigt Meret Becker, Michael Bienert und Bernadette Conrad bei
Dreharbeiten zu einem Film über den Alexanderplatz und Döblins
Großstadtroman. Das 15-minütige Reisefeuilleton von Heinz Cadera ist
in der ARTE-Mediathek verfügbar. Hier anschauen
DÖBLINS BERLIN
"Ein Buch wie das Leben eben, mit traurigen Seiten und sehr spannender
Stadtgeschichte, wunderbar erzählt, und auch ein schönes Denkmal für
einen wunderbaren Dichter", so hat Monika Burghard im rbb ihre
Leseerlebnis mit DÖBLINS BERLIN geschildert. Mehr Informationen und
Pressestimmen Sie hier. "Die Lektüre von
Bienerts Büchern macht süchtig" lautet das Fazit von Ralph Krüger auf Kulturbuchtipps. Ähnlich
begeistert äußert sich Klaus Bellin im Neuen
Deutschland. Seit 25 Jahren
führt der Autor auf den Spuren von Franz Biberkopf zu den
Schauplätzen des Romans Berlin
Alexanderplatz. Mehr Bernadette Conrad
über die Spaziergänge zu Döblins November
1918-Roman. Hier lesen Das Potsdamer
Stadtmagazin friedrich hat
dem "Berlinologen" und seinem neuesten Buch eine ganze Doppelseite
gewidmetMehr
BRECHTS
BERLIN
"Michael Bienert liefert das schönste Brecht-Berlin-Feuilleton"
schrieb Peter von Becker in seiner ausführlichen Würdigung des Buches
im Tagesspiegel (Hier lesen). Im Video (oben) besucht der Autor
Orte an der ehemaligen Stalinallee, die
für Brecht wichtig waren. Verlagsinfos
BERLINOLOGE
AUF TV BERLIN Ein
ausführliches Gespräch über die Arbeit eines Berlinologen und über
Bertolt Brechts Berlin ist jetzt online: Hier anschauen
DIE
ZWANZIGER JAHRE IN BERLIN von Michael Bienert
und Elke Linda Buchholz
306 Seiten,
ca. 250 Abb. Berlin
Story Verlag
10. Aufl. 2020, 19,95€ Mehr
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Bienert BRECHTS BERLIN 200 Seiten, 196
Abb. Verlag für
Berlin und Brandenburg Berlin
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BERLIN 160
Seiten, ca. 180 Abb. Verlag für
Berlin und Brandenburg, 25 € 5. Auflage lieferbar! Infos
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Bienert DÖBLINS BERLIN 192 Seiten, ca. 200
Abb. Verlag für
Berlin und Brandenburg Berlin
2017, 25 € Verlagsinfos I Video
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T. A. HOFFMANNS
BERLIN 176
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BERLIN DER KAISERZEIT von Michael Bienert
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(Fontanes Berlin) ■Romantiker
in Berlin
(Hoffmann, Kleist, Heine) ■Klassiker in Berlin (Goethe,
Schiller u. a.) ■Aufklärung in Berlin (Lessing,
Friedrich II. ) ■Zwanziger Jahre (Döblin,
Keun, Kästner ) ■Bertolt Brecht ■Döblins "Berlin
Alexanderplatz" ■Joseph Roth in Berlin ■Grenzerfahrungen (Johnson,
C. Wolf u. a.)
Die Führungen können
an die Lektüre der
Klassen oder Kurse
angepasst werden. Wir
beraten LehrerInnen
gern, per E-Mail oder
telefonisch!